Ob auf dem Spielfeld oder außerhalb der Halle – Geschwister, die Handball spielen, teilen oft eine besondere Bindung und einzigartige Erlebnisse. Mit „Doppelpass“ wollen handball.net und Brother diese einzigartigen Geschichten erzählten.

Den Auftakt machen die Brüder Max Christoph Beneke und Paul Udo Beneke, die auch neben dem Spielfeld ein unschlagbares Duo abgeben. Besonders Max Christoph Beneke ist in Handballdeutschland bestens bekannt: U21-Weltmeister, April 2023 Debüt in der A-Nationalmannschaft, Torschützenkönig der 2. HBL in der Saison 2023/2024 und ab der kommenden Saison fester Bestandteil des Profikaders der Füchse Berlin.

Bevor es jedoch mit dem ersten hochinteressanten Beitrag, dem Interview der Beneke-Brüder, los geht, gibt es noch eine besondere Einladung an euch: Teilt eure eigene Handball-Geschwistergeschichte mit uns - Schickt uns eure Stories und Fotos an redaktion@handball.net! Wir freuen uns auf eure Einsendungen und darauf, noch viele weitere inspirierende Geschichten von verschiedenen Geschwisterpaaren kennenzulernen.

Nun aber viel Spaß beim Lesen der ersten Ausgabe von „Doppelpass“ mit Max und Paul!

Beneke-Brüder im Interview

Könnt ihr euch kurz vorstellen und uns erzählen, wie ihr zum Handball gekommen seid?

Paul: Mein Name ist Paul Udo Beneke und ich komme aus Loitz, einer Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern. Mit acht Jahren wollten meine Eltern, dass ich als Ausgleich zum Schulalltag den Handballsport, mit dem ich bis dahin wenig Berührungspunkte hatte, ausprobiere. Anschließend hatte ich mein erstes Training beim HSV Peenetal Loitz mit nur älteren Mitspielern, und ich habe damals wenig verstanden, worum es beim Handball ging. Nach einer Weile wurde in meiner Grundschule Werbung für den Sport gemacht und wir konnten anschließend auch eine Mannschaft in meiner Altersklasse stellen.

Max: Ich heiße Max Christoph Beneke und komme auch aus Loitz. In unserem Heimatort gab es nur zwei größere Sportvereine. Da mein Bruder Handball gespielt hat und einige Freunde von mir auch, habe ich mit 5 Jahren angefangen.

A-Nationalmannschaftsdebüt von Max (Schweden 27.04.2024) (Quelle: Sascha Klahn)

Habt ihr beide gleichzeitig mit Handball angefangen oder hat einer von euch den anderen inspiriert?

Paul: Da ich fünf Jahre älter bin, habe ich auch früher mit dem Handball angefangen. Inwieweit ich Max damit inspiriert habe, kann ich nicht sagen, da die Heimspiele der ersten Männermannschaft unseres Vereins vermutlich das wöchentliche Highlight in unserer Stadt sind und wir diese deshalb häufig besucht haben. Dadurch wären Max erste Kontakte mit dem Sport sowieso zustande gekommen.

Max: Meine Erinnerungen reichen leider nicht mehr so in diese Zeit zurück, daher kann ich nicht sagen, inwiefern Paul mich inspiriert hat. Ich denke, da er den Sport schon ausgeübt hat, wollte ich es bestimmt auch mal versuchen.

Wie hat eure Familie eure Handballkarrieren unterstützt?

Paul: Ich erinnere mich, dass ich für mein erstes Training meine Sportsachen, die ich damals immer in der Schule gelassen habe, auch mit nach Hause bringen musste, da ich nur eine Ausstattung besaß. Ich erinnere mich noch, dass ich diese damals drei Wochen in Folge vergessen habe und meine Mutter extra nach der Arbeit mit mir zur Schule gefahren ist und wir den Schlüssel für den Klassenraum besorgt haben, um an meine Sportsachen zu kommen. Ansonsten haben sie mich, so häufig es ihnen möglich war, immer zu den Spielen begleitet und auch bei der Ausrichtung von Aktivitäten neben dem Training, wie Abschlussfesten, geholfen oder zum Beispiel ihr Grundstück als Partylocation gestellt.

Max: Meine Eltern haben in meiner Anfangszeit viele Spiele versucht zu besuchen und mich auch gefahren, sofern es möglich war. Als ich dann zur Sportschulsichtung eingeladen wurde, ist mein Vater mehrere Male unter der Woche mit mir nach Potsdam gefahren. Als ich dann angenommen wurde, haben sie mich häufig in Potsdam besucht und die Wochenenden mit mir verbracht. Später begann mein Bruder sein Studium in Potsdam und ich konnte auf seine Unterstützung zurückgreifen, wenn ich mal Wäsche waschen musste oder Hilfe in der Schule brauchte. In dieser ganzen Zeit war ich häufig bei meinen Großeltern. Sie haben mich versorgt, gepflegt und unterstützt, wo sie nur konnten. Das zog sich durch meine Potsdamer-, als auch Berliner-Sportschullaufbahn.

Wie beeinflusst es eure Beziehung als Geschwister, dass ihr beide Handball spielt?

Paul: Wir haben früher viel Zeit im Garten oder auf dem Hof verbracht und dabei Handball gespielt. Wir malten beispielsweise einen Sechsmeterkreis mit Kreide auf unseren Parkplatz, um im Anschluss Würfe zu üben, oder mit anderen Freunden Spiele zu machen. Dabei musste sich immer einer fürs Tor opfern (lacht). Außerdem ist es ein Thema, das unsere Gespräche bestimmt. Dabei geht es um Themen wie aktuelle Entwicklungen im deutschen oder internationalen Handballgeschehen, oder die Ergebnisse aus unserer Heimat aber auch um unsere eigenen Spiele. Abgesehen davon sprechen wir auch über ehemalige Weggefährten und was sie jetzt in ihrem Leben treiben, ob handballerisch oder privat.

Max: Viele unserer gemeinsamen Freunde kennen wir durch den Sport. Ich als jüngerer Bruder verbrachte früher mehr Zeit mit dem Freundeskreis meines Bruders. Jetzt bin ich auch schon etwas älter und mein Bruder versteht sich sehr gut mit meinen Freunden. Der tägliche Austausch besteht sehr viel aus Handballthemen. Wir versuchen auch regelmäßig, gegenseitig unsere Spiele anzuschauen, da die gemeinsame Zeit sonst sehr knapp bemessen ist, durch Studium und Training.

Habt ihr schonmal miteinander oder gegeneinander gespielt?

Paul: Aufgrund der Altersdifferenz in jungen Jahren und des Unterschiedes der handballerischen Qualität im Erwachsenenalter haben wir nie zusammengespielt. Wir hatten an einem Freizeitturnier in Stralsund teilgenommen, als Max 15 Jahre alt war, bei dem er und zwei Freunde mein Team aus der Heimat ergänzt hatten. In den ersten Spielen machte es sehr viel Spaß, mit ihm zusammen zu spielen, allerdings war unser Spiel stark auf Max ausgelegt und in den K.O. Spielen wurde Max dann dauerhaft in Manndeckung genommen, wodurch es nur zum vierten Platz reichte. Dennoch wurde er zum besten Spieler gewählt. Wir haben es seitdem häufiger probiert, jedoch fanden wir keine Zeit und außerdem ist Max seit einiger Zeit auch die Teilnahme an solchen Turnieren aufgrund der hohen Verletzungsgefahr untersagt.

Max: Im aktiven Spielbetrieb nicht. Es sind entweder Trainingseinheiten oder ein Spaßturnier gewesen. In meiner freien Zeit hatte mein Bruder manchmal noch Training. Um mich fit zu halten und auch seine Mitspieler mal kennenzulernen, bin ich einige Male zu seinem Training mitgefahren. Dort wurde dann zum Abschluss manchmal gespielt, sowohl miteinander als auch gegeneinander.

Paul (HSG RSV Teltow Ruhlsdorf vs. HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst) (Quelle: Foto-Laechler)

Spielt ihr lieber miteinander oder gegeneinander?

Paul: Auf jeden Fall miteinander, da, auch wenn ich es immer wieder versuche, der Leistungsunterschied zu deutlich ist, als dass ein Spiel gegeneinander Spaß machen würde.

Max: Dann lieber miteinander, um gemeinsam erfolgreich zu sein.

Welche Erfolge habt ihr jeweils einzeln und gemeinsam erzielt?

Paul: Meine Erfolge beschränken sich auf zwei Landesmeistertitel in Mecklenburg-Vorpommern, wo ich allerdings lediglich Ersatzspieler war. In diesem Jahr gewann ich die Bronzemedaille bei der deutschen Hochschulmeisterschaft in Köln, worauf ich sehr stolz bin, da ich dazu meinen Anteil beitragen konnte.

Max: Es gab einige Erfolge in meiner bisherigen Karriere. In den letzten Jahren waren es vermutlich die Jugendmeistertitel, der U21-Weltmeistertitel und die Meisterschaft mit dem 1. VfL Potsdam, welche am bedeutendsten sind.

Max, du bist U21-Weltmeister und hast bereits in der A-Nationalmannschaft gespielt. Wie fühlt es sich an, diese Erfolge zu erreichen?

Max: Es ist ein sehr schönes Gefühl, sein Land zu vertreten. Früher durfte man sich diese Ereignisse nur im Fernsehen anschauen und mitfiebern. Jetzt übe ich mein Hobby so professionell aus, dass ich selbst etwas zu diesen Erlebnissen beitragen darf. Mir ist es jedoch auch sehr wichtig, dass meine Familie und Freunde dabei sein können. Sie haben mich auf meinem Weg begleitet und ihren Teil zum Erfolg beigetragen.

Paul, wie empfindest du es, Max' Erfolge zu sehen, und wie motiviert dich das für deine eigene Handballkarriere?

Paul: Ich empfinde sehr viel stolz, wenn ich bei diesen Titeln dabei sein kann, da ich Max seit langer Zeit auf seinem Weg begleite. Ich fiebere bei wichtigen Spielen zusammen mit unserer Familie mit und wir freuen uns immer, wenn Max ein gutes Spiel gemacht hat und seinen Anteil zu den Erfolgen beisteuern kann. Wichtig dabei ist mir allerdings, dass Max diese Dinge richtig einordnen kann und dankbar für die Möglichkeit ist, die ihm gegeben wurde.

Max, wie ist es für dich, bei den Füchsen Berlin zu spielen und künftig in der Champions League aktiv zu sein?

Max: Ich freue mich auf meine neue Aufgabe bei den Füchsen. Durch mein Doppelspielrecht und die Jugendzeit in Berlin, hatte ich ja ständig Einblicke in den Verein. Es war ein großes Ziel, wieder an der Champions League teilzunehmen. Das wurde jetzt erreicht, jedoch wollen wir nicht nur mitspielen. Ich freue mich besonders auf die Duelle in den besonderen Hallen in Vezsprem und Paris, jedoch auch sehr auf die unglaubliche Heimkulisse. Ich hoffe, die sportbegeisterten Berliner machen ordentlich Stimmung.

Wie unterstützt ihr euch gegenseitig auf und neben dem Spielfeld?

Paul: Ich versuche bei möglichst vielen Spielen von Max dabei zu sein, in der letzten Zweitligasaison habe ich nur ein Heimspiel in Potsdam verpasst und auch in Berlin war ich fast immer vor Ort. Ansonsten schaue ich die Spiele immer online und spreche danach mit Max über seine Aktionen. Handballerisch bin ich sicher selten eine Bereicherung, allerdings versuche ich, ihm neben dem Spielfeld bei Dingen seines alltäglichen Lebens, wie beispielsweise dem Umzug, der Uni, … unter die Arme zu greifen. Früher habe ich mit ihm die aufgegebenen Athletikübungen gemacht oder war ich mit ihm Laufen, auch wenn ihn das häufig genervt hat.

Max: Wenn es mein Spiel- und Trainingsplan hergibt, versuche ich einige Spiele von Paul anzuschauen. Letzte Saison waren es 3-4 Spiele. Ansonsten verfolge ich die Spiele über den Liveticker. Da wir immer neue Sportkleidung bekommen und die alte dann nicht mehr tragen dürfen, freut er sich immer über T-Shirts oder andere Bekleidung, auch konnte ich ihm schon bei Sportschuhen helfen. Natürlich messen wir uns auch ab und zu. Manchmal fragt er mich nach Kraftübungen oder deren Ausführung, da kann ich dann auch helfen.

Max auf dem Weg zum U21-Weltmeistertitel (Quelle: Marco Wolf)

Welche Eigenschaften schätzt ihr am meisten an eurem Bruder?

Paul: Ich schätze an Max seine Ehrlichkeit, dass wir denselben Humor haben und über dieselben Dinge lachen können. Mir gefällt es richtig gut, dass wir zusammen sportliche Aktivitäten machen können und insgesamt die gleichen Hobbies haben. Ich genieße es, mit ihm Zeit zu verbringen. Und er besorgt mir immer neue Sportgeräte wie Bälle oder Schuhe, wenn meine kaputt sind.

Max: Paul ist mein älterer Bruder und so unterstützt er mich auch. In Situationen, wo ich nicht weiterweiß, kann ich mich immer bei ihm melden. Durch seine höhere Lebenserfahrung kann er mir meistens weiterhelfen. Außerdem freut es mich, dass er sehr ehrgeizig ist und ungern verliert. Das stachelt uns beide sehr an und führt zu kompetitiven Ereignissen. Wenn wir beide gemeinsam Sachen erleben, haben wir sehr viel Spaß und genießen die Zeit.

Gibt es eine lustige oder besondere Anekdote aus eurer gemeinsamen Handballzeit, die ihr teilen möchtet?

Paul: Nein. Wir hatten in der Jugend zusammen ein Trainingslager und konnten beide unseren damaligen gemeinsamen Trainer überzeugen, nicht mit den anderen in der Halle übernachten zu müssen, sondern durften zu Hause in unseren Betten schlafen. (Beachhandball Eldena)

Max: Wenn war es die Zeit bei Freizeitturnieren, wo wir als „Underdog-Team“ mit jüngeren Spielern, den alten Hasen, Probleme bereitet haben.

Was sind eure Ziele im Handball und Privat für die Zukunft?

Paul: Für mich soll Handball immer ein Ausgleich zum beruflichen Alltag sein, bei dem ich mich bewegen und meine Leistungsgrenze verschieben kann und soziale Kontakte knüpfen, überall wo ich hinkomme. Klar möchte ich auch so viele Spiele wie möglich gewinnen und Titel holen, allerdings ist das zweitrangig. Privat möchte ich gut in mein Berufsleben starten und weiterhin viel Zeit mit meiner Familie verbringen.

Max: Ich möchte den Handball weiterhin auf höchstem Niveau ausüben dürfen und viele Titel gewinnen. In dieser Zeit möchte ich verletzungsfrei sein und meinen Körper sehr gut trainieren. Privat möchte ich mein Studium als Ausgleich vorantreiben und neben dem Sport noch Zeit mit der Familie verbringen.

Max, wie siehst du deine Zukunft im internationalen Handball?

Max: Es ist mein erstes richtiges Jahr in der Bundesliga. Ich möchte mich integrieren und langfristig national und international auf höchstem Niveau spielen.

Paul, hast du Ambitionen ebenfalls in höhere Ligen aufzusteigen?

Paul: Ich habe immer Ambitionen, mich mit besseren Spielern zu messen und mein eigenes Können zu verbessern, allerdings habe ich das Gefühl, dass ich an meinem Leistungslimit angekommen bin. Ich müsste jetzt vermutlich deutlich mehr Zeit investieren, was neben meinem Job nicht möglich sein wird.

Habt ihr einen Rat für Geschwisterpaare, die zusammen eine Sportart ausüben?

Paul: Unterstützt euch gegenseitig dabei, indem ihr euch Tipps gebt und immer ein offenes Ohr für Probleme des anderen habt. Und nutzt die Möglichkeit, dass ihr jemanden habt, der denselben Sport treibt und trainiert zusammen, auch außerhalb des Trainings und zeigt euch Übungen, die für den anderen neu sind und werdet damit besser!

Max: Gebt euch gegenseitig Tipps und erzählt von euren Erfahrungen. Lasst euch nicht von Rückschlägen unterkriegen und genießt auch die gemeinsame Zeit. Sollte etwas nicht sofort so klappen, wie bei den Älteren, gebt nicht auf und bleibt am Ball.

Gibt es etwas, das ihr gerne über eure Erfahrung als Handball-Geschwisterpaar teilen möchtet, dass wir noch nicht besprochen haben?

Paul: Passt auf, dass Handball nicht euer einziges Gesprächsthema wird, denn es gibt wichtigere Dinge im Leben, die man mit seinem Bruder oder seiner Schwester besprechen kann und sollte.

Max: Dem kann ich mich nur anschließen.

Bild: Privat

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